Wohlfühltemperatur versus Heizkosten und Klimaschutz: Welche Zimmertemperatur ist besser, 20, 21 oder 23 Grad?
Inhalt:
- Temperaturvorgaben für Wohnung und Arbeitsplatz
- Gute Nacht
- Körperwärme und Abhärtung
- Heizungsluft voll nutzen - Wärme ohne Überheizen
- Zusammenfassung
Temperaturvorgabe für Wohnung und Arbeitsplatz
Kennen Sie Ihre ideale Wohlfühltemperatur oder stellen Sie die Heizung aus Gewohnheit auf 3? Bei herbstlich-winterlichem Schmuddelwetter neigen Menschen dazu, die Wohnung zu überheizen. Eine Lufttemperatur, die im Frühling zum T-Shirt-tragen lockt, wird an dunklen Tagen kälter eingeschätzt. Die Entwicklung, mehr zu Heizen als biologisch notwendig, hat sich in den letzten 20 Jahren entwickelt. Dabei könnte sich der Körper an die kalte Jahreszeit anpassen. Der Aufenthalt in ständig erwärmten Räumen schwächt diese natürliche Fähigkeit. Messen Sie einmal mit einem Raumthermostat nach, bei wieviel Grad Sie sich bereits behaglich fühlen.
Als Heizperiode gilt in Nordeuropa die Zeit von Mitte September /Anfang Oktober bis Ende April/Mitte Mai. Laut Mietrecht muss geheizt werden können, wenn die Außentemperatur um 21:00 Uhr drei aufeinanderfolgende Tage unter 12°C liegt. Es können also auch kältere Sommertage zur Heizperiode gerechnet werden. Für behagliches Wohnen sind durchschnittliche Raumtemperaturen von 20 bis 21°C ausreichend. Rechtlich verbindliche Temperaturvorgaben für Privathaushalte gibt es nicht.
Der Deutsche Mieterbund empfiehlt als Mindesttemperatur für Wohnräume 20 bis 22°C. Dies gilt tagsüber von 6:00 bis 23:00 (bzw. 24:00) Uhr. Nachts sollten laut DMB mindestens 18°C erreicht werden können. Im Fall einer Mieterklage entscheiden die Gerichte je nach Standort leicht unterschiedlich.
Folgende Angaben dienen als Orientierung
Wohnzimmer, Esszimmer | 20 bis 21°C |
Kinderzimmer | 21 bis 22°C |
private Arbeitszimmer | 21 bis 22°C |
Bad | 21 bis 23°C |
Küche | 18 bis 20°C |
Schlafraum | 16 bis 17°C |
Wohnräume nachts | 16 bis 18°C |
Flur, Abstellraum | 15 bis 18°C |
Abwesenheitszeiten, Leerstand | 12 bis 15°C |
Keller | ca. 6°C |
Die Regulierung der Heizung auf 1°C weniger, spart ca. 6% der Heizenergie ein. Quelle: co2online.de |
Laut einer Studie von Statista waren in den Jahren 2013 und 2014 Wohn- und Badezimmer mit 20,2°C bzw. 20,3°C C recht sparsam beheizt. Schlafzimmer und Küche mit 19,5°C bzw. 19,4°C unnötig hoch, denn in der Küche wird die Heizungswärme durch Backofen und Herd ergänzt. Jedem Menschen ist seine liebste Temperatureinstellung natürlich freigestellt. Doch in Hinsicht auf die Heizkosten, die einen Großteil der privaten Nebenkosten ausmachen, lässt sich hier einiges einsparen. Gut ¾ des privaten Energieverbrauchs geht zulasten der Heizung und Warmwasser. Beim Einfamilienhaus summiert sich der Geldwert je nach Heizart und Sanierungsstandard von 55 bis 115 Euro jährlich. Wer sich im Winter etwas abhärtet und weniger heizt, hat bald mehr Geld im Portemonnaie.
Die Heizung verursacht nicht nur Kosten, sondern auch Umweltbelastung. Die CO2-Emissionen schwanken je nach Brennstoff. Kohle, Öl und Strom aus konventioneller Erzeugung haben die höchsten CO2 Werte. Wärmepumpen, Ökostrom, Solarzellen und Pelletöfen einen geringen Ausstoß. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Umweltbundesamt gibt bei Wohngebäuden ebenfalls die Raumtemperatur 20 Grad Celsius vor. Dies ist notwendig, um das Mauerwerk nicht auskühlen zu lassen und das Wachstum von Schimmelpilz zu verhindern. Doch dabei ist auch die Luftfeuchtigkeit entscheidend. Zu diesem Thema lesen Sie mehr im Ratgeber „Feuchte Wände trocknen“.
Arbeitsschutz
Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt unter -12°C und über +24°C ab, das Unfallrisiko steigt um 30% an. Der Mensch wird in der Komfortzone bequem und weniger produktiv. Das Umweltbundesamt meldet eine bis zu 12% verringerte Produktivität bei Lufttemperaturen über 26°C.
Optimale Raumtemperatur um 20°C
aktiver Stoffwechsel
Fettverbrennung
Eigenwärmeproduktion
Über 21 Grad Celsius
Stoffwechselaktivität geringer
Widerstandskräfte nehmen ab
Erkältungsgefahr bei trockener Luft
Über 24 Grad Celsius
verringerte Konzentration und Leistungsfähigkeit
Müdigkeit
Kopfschmerzen
Unfallrikiso steigt
Die Arbeitsstättenrichtlinie besagt daher, dass die Raumtemperatur bei der Arbeit „gesundheitlich zuträglich“ sein muss. Die richtige Temperatur ist abhängig von Schwere der Tätigkeit, der Körperhaltung und Bewegung. Je mehr Bewegung und Körperkraft notwendig ist, desto kühler darf der Raum sein. Für mittelschwere gehende Tätigkeit ist beispielsweise eine Raumtemperatur von 17°C als ausreichend bewertet. Bei einer leichten sitzenden Tätigkeit sollen mindestens 20°C erreicht werden. Pausenräume haben eine verordnete Mindesttemperatur von 21°C.
Gute Nacht
Das Wärmeempfinden / Wärmebedürfnis unterliegt periodischen Schwankungen. Im Schlaf reguliert der Mensch seine Temperatur um 0,5 bis 1°C herunter. Der Körper braucht zu dieser Zeit weniger Wärme. Eine um 5°C verringerte Zimmertemperatur von 16-18°C (Kinderzimmer 18°C) ist für erholsamen Schlaf ausreichend. Im überheizten Zimmer kann der Schlaf eher gestört werden, denken Sie an quälend heiße Sommertage. Wenn Sie aber gern in molliger Wärme kuscheln und keine Schlafprobleme haben, ist ein stärker beheiztes Zimmer gesundheitlich unbedenklich. Bedenken Sie bei der Temperierung aber Energiekosten und Auswirkungen auf das Klima. Unser Tipp für Warmschläfer: Drehen Sie die Heizung ein bis zwei Stunden vor dem Schlafengehen herunter und verwenden Sie lieber eine Decke mehr.
Menschen, die weniger Temperaturempfindlich sind, sollten die Heizung dennoch nachts nicht ganz abstellen. Im Schlafzimmer entsteht durch nächtliches Schwitzen und Atmen besonders viel Luftfeuchtigkeit. Am kühlen Mauerwerk kann sich Kondenswasser und schließlich Schimmel bilden. Es kostet zudem mehr Energie, den Raum von Null an zu beheizen, als eine durchgehend gemäßigte Raumtemperatur zu halten. Die Behaglichkeit des Wohnraumes ist sichergestellt, wenn der Temperaturunterschied zwischen Wänden (Oberflächen) und Raumluft gering ist. Die Differenz von Luft- zu Wandtemperatur sollte maximal 3°C betragen.
Neben Temperatur und Luftbewegung ist die Luftfeuchtigkeit ein Faktor zur Behaglichkeit. Die optimale Luftfeuchtigkeit in Räumen liegt zwischen 45 bis 60 %, im Schlafzimmer knapp über 50%. Solange die Luftfeuchtigkeit trotz Heizen stimmt, gibt es keine gesundheitlichen Risiken. Bei einer Luftfeuchtigkeit unter 30% ist die Luft sehr trocken. Bakterien können sich in den beanspruchten Schleimhäuten einnisten. Ein Zuviel der Feuchtigkeit führt aber zur Vermehrung von Haustaubmilben und Schimmelsporen. Zur leichteren Kontrolle können Sie in der Heizperiode einen Luftbefeuchter mit Thermostat aufstellen. Durch automatische Feuchteregelung schaltet das Gerät beim Idealwert ab.
Ein Raumthermostat und Hygrometer im Kombigerät sind günstig und helfen Ihnen, die Wohnungswerte zu überblicken. Ein programmierbarer Temperaturregler an der Heizung senkt die Luftwärme z.B. nachts, bei Abwesenheit Berufstätiger und -mit Fenstersensoren- auch beim Lüften automatisch. Das Thermostat verhindert außerdem, das Räume über Nacht zu sehr auskühlen: Temperaturen unter 15°C begünstigen feuchte Wände und Schimmel. Zudem ist der Energieverbrauch beim erneuten Aufheizen höher als eine konstant geregelte Temperatur.
Körperwärme und Abhärtung
Warum frösteln Menschen eigentlich nicht, wenn die Außentemperatur deutlich unter seiner Körpertemperatur von 37°C liegt? Der Leib erzeugt durch Energieverbrauch aus Nahrung oder Fettreserven Wärme. Diese wird zum Großteil (70-80%) über die Haut an die Umgebung abgegeben, im Ruhezustand entspricht dies ca. 80 Watt. Bei einer frühlingshaften Außentemperatur von 20-25°C fühlt sich der bekleidete Mensch körperlich am wohlsten (Indifferenztemperatur). Dann erfolgt die Wärmeabgabe (Thermoregulation) zeitgleich der Erzeugung – der Organismus friert weder noch ist ihm zu warm.
Die Schwankung in der Temperaturangabe entsteht, da Behaglichkeit subjektiv empfunden wird. Dünne und wenig muskulöse Menschen frieren eher, denn die Körperwärme wird durch leichtes bibbern und zittern der Muskeln hergestellt. Frauen haben ca. 15% weniger Muskelmasse als Männer und zudem eine dünnere Haut. Bei niedriger Außentemperatur verstärkt sich die Durchblutung der lebensnotwendigen inneren Organe (Korpus) und des Unterleibs. Ist nicht genügend Körperfett zur Energieumwandlung und Isolation vorhanden, frieren Frauen an den Extremitäten (eisige Füße). Wie sich schlanke Damen gegen Kälte abhärten können, beschreiben wir in im Folgenden.
Eine Unempfindlichkeit gegen Kälte kann sich jeder Mensch aneignen. Damit der Kreislauf in Gang kommt und die Durchblutung angeregt wird, hilft Bewegung und Training der Adergefäße. Dampfbad und Sauna haben dafür eine lange Tradition. Durch Erwärmen und Abkühlen des Körpers wird die Durchblutung und das Immunsystem trainiert und angeregt. Im Winter können Sie Gesicht und Arme mit Schnee einreiben, ein Kältereiz, der selbst für Anfänger erträglich ist. Bei kalten Temperaturen verengen sich die Blutgefäße, die Poren der Haut schließen sich, der Mensch wird aktiv und wach. Aber es muss nicht gleich das Eisbad sein. Wechselduschen nach dem Sport, ein Spaziergang auch in kälteren Zeiten, Querlüftung mit weit geöffnetem Fenster, ein paar Bahnen im Schwimmbad reichen aus um sich an die Kälte zu gewöhnen.
Der Erfolg des „Trainings“ ist messbar. Japanische Muscheltaucherinnen (traditionell: Ama) begeben sich ohne Kälteschutz in die Tiefe. Sie tragen lediglich einen Neoprenanzug, früher gingen sie nackt in die Meere. Die Frauen haben oft ein hohes Alter, z.T. über 90 Jahre. Die Tradition der Ama Frauen gibt es seit ca. 2000 Jahren in Japan. Bei medizinischen Untersuchungen weisen sie einen sehr aktiven Stoffwechsel auf: bei Kälte wird die Blutgefäßmuskulatur aktiviert. Bei Wiederholung gewöhnt sich der Körper an wechselnde Temperaturreize, das Immunsystem wird gestärkt. Die Produktion von Körperwärme geht mit trainierten Gefäßen leichter und schneller. Bei längerem Aussetzen des „Trainings“, werden die Frauen wieder empfindlicher gegen Kälte. Dies zeigt, dass auch trotz der anderen Muskelverteilung Frauen nicht unter Kälte leiden müssen. Training hilft übrigens auch beim Lungenvolumen, denn die Damen tauchen ohne Atmungsgerät.
Hinweis:
Uns liegen keine Studien vor, dass die Kälteabhärtung gegen Krankheiten schützt.
Heißluft voll nutzen - Wärme ohne Überheizen
Warme Luft steigt immer nach oben an die Zimmerdecke, sie ist leichter als Kaltluft. Daher kann es in Gebäuden mit hoher Decke passieren, dass es im unteren Drittel, am Fußboden und auf dem Sofa trotz Heizen frisch bleibt. Es reicht, wenn Sie die Heizung auf mittlere Stufe stellen statt weiter hochzudrehen und die vorhandene Wärme nutzen. Ein Deckenventilator im Wintermodus durchmischt die Luftschichten, bis sich die Raumtemperatur einheitlich angleicht. Ein TDA System mit Temperatursensor funktioniert vollautomatisch. Den gleichen Effekt bietet ein zirkulierender Heizlüfter, z.B. von Vornado. Das patentierte System leistet hohe Wurfweiten, Warmluft wird gleichmäßig im Raum verteilt.
Es ist nicht notwendig zu Hause in Shorts herumzulaufen, wenn draußen der Schneesturm tobt. Dieses Bild wird in Filmen und Werbung suggeriert, die mit der Darstellung nackter Beine etwas bezwecken wollen. Es gibt gute Mittelwege zwischen voll aufgedrehter Heizung und Gänsehaut. Nutzen Sie zwei Bettdecken statt einer und legen Sie sich einen kuscheligen Hausanzug zu. Ein leichter hochwertiger Stoff wie dünne Merinowolle ist optimal. Solche Wolle in kuschelweicher Qualität kratzt nicht und kann z.T. in der Waschmaschine gewaschen werden. Auch Wollstulpen wärmen stark. Die einmalige Anschaffung spart Ihnen täglich Heizkosten ein. Dazu können Sie psychologisch tricksen: Kerzenlicht, rot-orange Raumdekoration und ein flauschiger Teppich lassen den Raum wärmer erscheinen.
Bei ruhender Tätigkeit wärmen Sie sich mit:
Kuscheldecken
Wollsocken und Stulpen
Hausschuhen mit dicker Sohle
Halstuch, dünner Schal
Warmer Hausanzug, Kuschelpulli
Socken ohne engen Gummizug
ggf. Fingerlinge, Kopfbedeckung
Wärmflasche, Kirschkernkissen
Fußbad nach Kneip, Fußmassage
Dehn- und Bewegungsübungen
Ordentlich essen, keine Diät im Winter
Scharfe, wärmende Gewürztees, z.B. mit Inger, Zimt, Chili
(Heiße) Schokolade regt die Durchblutung an
Teppiche bedecken kühlen Boden
Fenster- und Türluftstopper
vitalisierende Cremes und Hautöl
und natürlich ganz viel Kuscheln und wärmende Gedanken
Zusammenfassung
Ein gemütlicher Wohnraum im Winter entsteht nicht nur durch die hochgedrehte Heizung. Die Wärmeempfindung ist subjektiv und lässt sich trainieren. Mensch und Klima schadet es nicht, das Thermostat etwas runter zu regulieren und dadurch Heizkosten zu sparen. Überheizte, trockene Räume können eher zu Anfälligkeit für Erkältungen führen und sind in den Wintermonaten ein für den Körper unnatürlicher Zustand.
Damit kein Schimmel entsteht, reichen Temperaturen ab 17°C und kontrollierte Luftfeuchtigkeit (40-60%) aus. Die optimale Raumtemperatur für Bewohner liegen bei 20-21 Grad Celsius, im Kinder- und Badezimmer maximal 23 Grad Celsius. Wärmer sollte nicht geheizt werden, vor allen im Schlafbereich stört dies. Stattdessen hilft die bessere Durchmischung der Luftschichten z.B. per Deckenventilator und wärmende Kleidung.
Quelle:
http://www.umweltbundesamt.de/ig-i-1-das-indikator#textpart-1
https://www.co2online.de/energie-sparen/heizenergie-sparen/thermostate/?portal_id=utopia
https://www.mieterbund.de/index.php?id=442
http://www.raumtemperatur.info/optimale-raumtemperatur/
http://www.zeit.de/2016/10/gesundheit-abhaertung-eisbaden-wirkung
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