Wirtschaft und Soziales

Der 1. Mai – Feiertag der sozialen Gerechtigkeit und Lebensfreude

1 May, 2020

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1.Mai - Feiertag der sozialen Gerechtigkeit
 

Der Frühling hat begonnen und die Menschen strömen in Scharen zu Ausflugszielen, wandern oder feiern ein fröhliches Barbecue im eigenen Garten. Die Tradition des Arbeiter-Kämpfer-Tages verschwimmt langsam zu einem friedlichen Familienfest. Dabei waren die Anfänge dieses geschichtsträchtigen Feiertages alles andere als friedfertig.


 

Für mehr Gerechtigkeit und weniger Arbeitsstunden
 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte in Amerika eine nicht mehr aufzuhaltende Arbeiterbewegung ein. Der Frust über die teilweise brutalen Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und Ausbeutung war so groß, dass immer mehr Menschen in den Streik gingen.

Den Auftakt bildete 1877 der „Große Eisenbahnstreik“ in West Virginia. Die Betreibergesellschaft hatte zum dritten Mal in einem Jahr Löhne willkürlich gekürzt oder einfach nicht ausbezahlt. Hunderte Arbeiter der Baltimore and Ohio Railroad Company traten daraufhin in den Streik. Der Protest breitete sich aus. Schließlich legten in den ganzen USA Menschen die Arbeit nieder und wehrten sich mit Waffengewalt gegen Unterdrückung durch die Polizei. Die Ordnungskräfte schlugen die Aufstände dennoch mit zunehmender Gewalt nieder. Mehr als 100 Menschen kamen dabei ums Leben.

In den Jahren 1885 kam es in Chicago erneut zu Unruhen. Immer mehr Menschen litten unter den unmenschlichen Arbeitsbedingungen der großen Industriefabriken Nord-Amerikas. Gearbeitet wurde 12 Stunden, teils mit mangelndem Licht und immer niedriger werdenden Löhnen.

Streik
 


 

Am Abend des 1. Mai 1886 hielt ein deutschstämmiger Journalist eine Rede vor der Arbeiterversammlung auf dem Haymarket in Chicago.

August Spies war 1872 in die USA emigriert und binnen kürzester Zeit zum Herausgeber und Chefredakteur der regionalen Arbeiter-Zeitung aufgestiegen. Seine beherzte Rede für ein neues Arbeiterklassenbewusstsein und die Einführung des 8-Stunden-Tages galt als Startschuss für die als „Haymarket Riot“ (Haymarket Unruhen) bekannt gewordenen mehrtägigen Auseinandersetzungen zwischen aufgebrachten Arbeitern und der Polizei.

 



Am 4. Mai eskalierten die Kundgebungen als ein unbekannter eine Bombe unter die Menschenmasse warf. Zwölf Arbeiter und ein Polizist kamen dabei ums Leben.

Um die Arbeiter wieder unter Kontrolle zu bekommen, beschlossen Staat, Polizei und Industrielle ein Exempel zu statuieren. August Spies und sechs weiteren führenden Köpfen der Arbeiterbewegung wurde die Schuld an der Bombenexplosion in die Schuhe geschoben. Die einst friedlichen Sozialisten wurden zu gefährlichen Anarchisten erklärt, verfolgt, eingesperrt und fünf von ihnen 1887 schließlich gehängt. Auch August Spieß zählte zu den Opfern dieser Justizmorde.

Arbeiterbewegung
 

Friedlichere Zeiten und die Einführung des Maifeiertages
 



Bereits im Jahr 1893 annullierte der Gouverneur von Illinois das Urteil gegen Spieß und seine Verbündeten. Die noch lebenden inhaftierten Arbeitskämpfer wurden begnadigt und freigelassen.

Drei Jahre zuvor, am 1. Mai 1890, wurde zum ersten Mal der „Protest- und Gedenktag“ mit Massendemonstrationen auf der ganzen Welt begangen. Überall forderten Arbeiter und Arbeiterinnen die verbindliche Einführung des 8-Stunden-Tages.

Einigung



Behörden, die inzwischen aus den Gewalt-Eskalationen gelernt hatten, setzten sich für den friedlichen Dialog zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ein. Das Gewerkschaftswesen entstand und in den folgenden Jahren setze sich zunächst der 10 und schließlich der 8-stündige Arbeitstag weltweit durch.

In den USA führte die Automobil-Legende Henry Ford am 5. Januar 1914 als erster Großindustrieller den 8-Stunden-Tag ein und erhöhte die Löhne. Die Arbeiter der Deutschen Gold- und Silberscheideanstalt Degussa hatten bereits seit 1884 das Recht, nur noch 8 Stunden täglich zu arbeiten. Bei uns in Deutschland wurde der 8-Stunden-Tag 1914 gesetzlich für alle vorgeschrieben.



 

Vom Tag des Arbeitskampfes zum Familienfest
 

Mit den Verbesserungen der Arbeitszeiten und Löhne waren die Auseinandersetzungen zwischen der Arbeiterklasse und den Obrigkeiten aus Industrie und Handel noch längst nicht vorbei. Kämpfe, Streiks und Aufstände gingen noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein weiter. Vorzugsweise nutzen die Menschen den 1. Mai beziehungsweise die Nacht davor, um ihrem Unmut in teils heftigen Krawallen Luft zu machen. In den 1980er Jahren kam es im Berliner Bezirk Kreuzberg zu regelmäßigen Ausschreitungen durch autonome Gruppen.

Bereits nach den Weltkriegen wurde eine Umgestaltung des Tages des Arbeitskampfes hin zu einem „Tag des Friedens und der Völkerversöhnung bzw. Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde“ angeregt. Inzwischen haben sich die Bezeichnungen Tag der Arbeit oder auch einfach nur Maifeiertag durchgesetzt.

Der 1. Mai ist einer der wenigen nicht-christlichen Feiertage, der von Menschen weltweit begannen wird.



 

Vom Tag des Arbeitskampfes zum Familienfest
 

 




Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai war bei unseren Vorfahren bereits berühmt-berüchtigt. In vorchristlicher Zeit richtete man sich nicht nach dem heute bekannten Kalender, sondern nach dem Stand des Lichtes. Nach der Frühlingstagundnachtgleiche um den 21. März herum werden zum Frühlingsfest Beltane die Tage wieder eindeutig und für jeden Menschen spürbar „heller“. Beltane leitet sich vermutlich vom keltischen Wort „bel“ für helles Licht oder helles Feuer ab. Traditionell wurde das Frühlingsfest als endgültiger Sieg des Lichtes über die Dunkelheit gefeiert.

Die ältesten Überlieferungen des heidnischen Festes gehen auf den irisch-keltischen Kulturkreis zurück. In der Nacht vor dem großen Frühlingsfest wurden Feuer entzündet. In rituellen Darstellungen feierten die Menschen die Vereinigung der Frühlingsgöttin mit dem meist gehörnt dargestellten männlichen Gott der Fruchtbarkeit. Traditionell löschten die Menschen das immer brennende Herdfeuer in dieser Nacht und entzündeten es am Folgetag erneut.

 

Tanz in den Mai und der Mai-Baum
 

Maibaum




In ganz Deutschland kennt man bis heute den Tanz in den Mai. Ob urig-zünftig, als Techno-Großevent oder Rummelplatz, die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai hat eine lange Tradition.
Auf dem Land treiben die Zunft-Buben allerlei Schabernack und am Tag darauf wird schließlich der bunt geschmückte Mai-Baum im Dorf-Zentrum errichtet. Bei harmloseren Scherzen wickeln Jugendliche Autos in Toilettenpapier ein, hängen Gartentürchen aus oder stibitzen den Mai-Baum der Nachbar-Gemeinde. Bis heute gilt der Mai-Baum-Kult kulturhistorisch als männlicher Fruchtbarkeits-Ritus.

 

Tanz in den Mai und der Mai-Baum
 

Auf dem Brocken im Harz wird traditionell die Walpurgisnacht begangen. In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai sollen sich dort die Hexen scharenweise auf ihren fliegenden Besen in die Lüfte erhoben haben. Hoch oben wollen Zeugen die Frauen gehört haben, wie sie kreischend wilde Flüche in die Luft zischten.

Meteorologisch kann die Überlieferung auf die teils harschen Winde rund um den 1141 m hohen Berg zurückgehen. Diese pfeifen hier selbst zum Frühlingsbeginn noch ordentlich und erzeugen furchterregende Geräusche.

Die Walpurgisnacht selbst geht als christliches Fest auf die heilige Walpurga von England zurück. Um 710 n. Chr. in Essex geboren, wurde Walburga als Missionarin in den Raum Tauberbischofsheim entsandt. Zu ihren Wundern zählte die Speisung dreier Hunger leidender Kinder mit nur drei Korn-Ähren und die Beruhigung eines tollwütigen Hundes. Von einer gemeinen Frau vollbracht, wären solche Taten nur wenige Jahrhunderte später als Hexerei gnadenlos verfolgt worden.
Bis heute werden regional um den 1. Mai herum die Kirchen-Glocken zu Ehren der Heiligen und zum Schutz vor Hexerei geläutet.

Auf dem Brocken und an vielen weiteren mystischen Orten Deutschlands haben sich rund um den 1. Mai derweil ausgelassene Feiern der Neu-Heiden und modernen Hexen-Kulte etabliert.

 

Mit einem Schlückchen Mai-Bowle in den Frühling starten
 

Der Frühling beginnt offiziell zwar schon am 21. März, so richtig grün und satt wird die Natur jedoch erst im Mai.

Dann sprießt der würzige Waldmeister in lichten Gebüsch oder an Rändern von Bächen und Waldwegen.
Bereits die Wikinger sollen den Waldmeister zum Würzen von Starkbier genutzt haben. Die Benediktiner brauten aus ihm einen edlen Maiwein, der als Medizin bei rheumatischen Erkrankungen und Husten diente.

Seit dem 20. Jahrhundert hat die Mai-Bowle Tradition. Als Zutaten dienen trockener Weißwein und ein halbtrockener Sekt. Durch ein Bündel Waldmeister bekommt die Bowle den typischen angenehm herben Geschmack. Wohl bekommt’s!



 

Bowle

Autor: A-666799

Menschen Sozial

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