Umwelt

Der Golfstrom: Was er ist und welche Auswirkungen er auf unsere Umwelt hat

9 Jan, 2023

Alles ist ständig im Fluss


Unsere Ozeane sind immer in Bewegung. Einige davon äußern sich in reißenden Strudeln oder Strömungen, andere hingegen sind mit dem bloßen Auge kaum erkennbar. Selbst eine scheinbar sehr ruhige Wasseroberfläche ist aus diesem Grund in der Lage Schiffe von der gewünschten Route abtreiben zu lassen. Grundsätzlich wird zwischen drei Meeresbewegungen unterschieden: der Oberflächenströmung, der Tiefenströmung und der Gezeitenbewegung. Letzteres lässt die Meere in ihren Becken nur minimal hin- und herschwappen. Die Oberflächen- und Tiefenströmungen umspannen hingegen die komplette Erde. Diese globalen Strömungsmuster werden auch das Förderband der Ozeane genannt. 



Aus welchem Grund fließt der Golfstrom?

 

Die meist sichtbaren Oberflächenströmungen entstehen durch Reibung und die Kraft des Windes. Dabei setzt der Wind das Wasser in Bewegung. Die Wassermengen aber fließen nicht wie erwartet mit der Windrichtung, hingegen werden sie durch die sogenannte Coriolis-Kraft abgelenkt. Diese unfassbare Kraft kann gut nachvollzogen werden, wenn wir Zuhause einen kleinen Globus in Bewegung setzen und einen Faden vom Äquator Richtung der Polkappen über den gesamten Globus ziehen. Dabei wird der Faden auf der Südhalbkugel nach links und auf der Nordhalbkugel nach rechts abgelenkt. Dieses Prinzip beschreibt die Oberflächenströmung. Die Tiefenström

 

ungen bilden sich dagegen durch eine unterschiedliche Dichte von Meereswasser. Eine wichtige Rolle spielt hier unter anderem der Salzgehalt und die Temperatur. Da salzhaltiges und kaltes Wasser schwerer ist als warmes und salzarmes, zieht es dieses dementsprechend in die Tiefe. Am stärksten ausgeprägt ist dieses Naturphänomen im Nordatlantik. Hier sind die Strömungen deutlich kälter und salzhaltiger und treffen zudem auf Kaltwasserströmungen vom Pol. Somit wird die Schichtung der Wassermengen instabil. Das Wasser sinkt in noch tiefere Gefilde ab. In tausend Metern Tiefe fließen diese schließlich in entgegengesetzter Richtung bis in den Südatlantik. Im Süden treffen die Wassermengen auf den sogenannten Zirkumpolarstrom. Dieser umströmt die gesamte Erde und vermischt die drei Ozeane miteinander. Somit bewegen diese sich wieder an die Wasseroberfläche und erwärmen sich auf dem Weg in Richtung des Äquators. Der endlose Kreislauf beginnt dann von vorne.



 

 

 

 

 

 

 

 

Der Golfstrom: Die mächtige Oberflächenströmung


Wenn wir das gesamte globale Förderband betrachten, ist der Golfstrom nur ein kleiner, aber ein sehr entscheidender Teil davon. Er ist einer der mächtigsten, wärmsten und raschesten Oberflächenströmungen der Erde. Das gespeiste Wasser des Golfstroms vom Nord- und Südäquatorialstrom wird durch die besonders starke Strahlung der Sonne in Äquatornähe erwärmt. Passatwinde treiben die Wassermengen dann von der Afrikanischen Küste weiter bis in die Karibik. An diesem Punkt im Meer hat das Wasser bis zu 30 Grad Celsius. 



Die Teilung des Strömungssystems

Die Wassermassen teilen sich kurz nach dem Aufeinandertreffen mit dem sogenannten Labradorstrom in zwei große Ströme auf. Dabei biegt der Kanarenstrom nach Süden ab und fließt weiter entlang der westafrikanischen Küste und mündet erneut im Nordäquatorialstrom. Dadurch wird das Wasser erwärmt und weiter zur amerikanischen Küste transportiert. Somit schließt sich der Kreis. Jedoch bewegt sich der Nordatlantikstrom auf die Küste von Irland zu und trifft zum Schluss auf Norwegens Küste. Auf diesem Weg geht viel Wärme verloren und der Salzgehalt steigt durch die ständige Verdunstung. Das viel dichtere Wasser wird somit in die Tiefe gezogen. Heißt, der Nordatlantikstrom, welcher oberflächennah ist, löst sich auf und die Wassermengen fließen dann als Tiefenströmung wieder zurück in den Atlantik und landen im antarktischen Zirkumpolarstrom wieder an der Oberfläche. Hier schließt sich der zweite Kreis. 



Die Ausübung des europäischen Klimamotors


Der Golfstrom ist spektakulär und kaum in Worte zu fassen, doch seine wirkliche Bedeutsamkeit erlangt er durch seinen Einfluss auf das europäische Klima. Dies führt dazu, dass in Kanada und Grönland eine eher schwache Vegetation auf einem gefrorenem Boden gedeiht und an der Küste von Norwegen hingegen Gemüse, Beeren und Obstbäume wachsen. In Schottland sind üppig blühende Büsche und an der Südwestküste Irlands tatsächlich Palmen zu finden. Generell haben diese Pflanzen im Norden wenig zu suchen, jedoch macht es der Golfstrom möglich. Die warme Strömung erwärmt die Luft an den Küsten und sorgt für ein mildes Klima in diesen Gegenden der Erde. 

 

 

Der Klimawandel und seine Folgen


Durch den Klimawandel steigt die Temperatur und somit wird das Wasser immer wärmer. Heißt, die Wassermengen werden leichter und der Antrieb des so gut laufenden Strömungssystems verringert sich. Somit fließt eine viel geringere Menge nach Nordeuropa. Ein großer Einfluss auf den Golfstrom hat daneben das Auftauen des Grönlandeises und der Pole. Das Salzgehalt des Wasser nimmt ab und schwächt die Dynamik des Stroms. Zudem gelangen durch das Schmelzen der Permafrostböden größere Mengen Süßwasser in die Nordmeere. Das Süßwasser hemmt wortwörtlich die Wärmepumpe.

 

 


Versiegt der Golfstrom?


Viele Wissenschaftler beschäftigen sich seit langer Zeit mit der Frage: Was passiert, wenn der so wichtige Golfstrom versiegen würde? Durch die weiter steigende Erderwärmung und das Schmelzen der Gletscher sowie der Verringerung des Salzgehaltes der Meere, würde das globale Förderband regelrecht unterbrochen werden. Im Film „The Day After Tomorrow“ spielt sich beispielsweise das Szenario einer wiederkehrenden Eiszeit ab. Die meisten Wissenschaftler sind sich jedoch uneinig, ob es überhaupt zu so einem Horrorszenario kommen kann. Eine 2021 veröffentliche Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung besagt, dass die Umwälzströmung im Atlantik in den letzten 100 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit an großer Stabilität verloren hat. Ein totaler Zusammenbruch des gesamten Systems hätte mit Sicherheit gravierende Folgen für das Klima auf unserem Globus. Allerdings müssen Forscher und Wissenschaftler, um zu neuen Ergebnissen zu gelangen, in diesem Bereich noch viele weitere Untersuchungen durchführen. 

 

Die Tier- und Pflanzenwelt der mächtigen Strömung

Das warme Wasser des Golfstroms liefert eigentlich nur wenig Nahrung. Dennoch bringt er eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt mit sich. Das liegt an den Winden, die Mineralien, Eisen und Schwefel transportieren. Diese Nährstoffe sorgen für ein Algenwachstum der Extraklasse. Weiter folgt das Plankton, welches meistens kleine Raubfische in Begleitung hat. Gefolgt von Robben, größeren Fischen, Schildkröten und Riesenhaien. Die Nahrungskette setzt sich ganz von alleine in Bewegung. Viele der Tiere nutzen den Golfstrom aber auch als überaus schnelles Beförderungsmittel. 

 

 

 

 

Beispielsweise gehört dazu die Karettschildkröte. Diese schlüpft aus dem Ei und begibt sich unmittelbar danach auf eine gefährliche und lange Reise. Schildkröten folgen ihrem Instinkt und lassen sich vom Strömungssystem des Golfstroms nach Norden treiben. Ein gutes Versteck und Nahrung finden die kleinen Schildkröten in den Seetangwäldern des Stroms. Viele Jahre halten sich die Tiere immer in der Umgebung des Golfstroms auf. Bis sie schließlich irgendwann den Rückweg zum Heimatstrand antreten. Zurück in die Karibik gelangen sie dann mit dem Nordäquatorialstrom. Eine spannende Reise, dank des Golfstroms. 

 



Der Golfstrom und seine Geheimnisse 


Der Golfstrom war schon bei seiner Entdeckung im 15. und 16. Jahrhundert zufälliger Natur. Seitdem bargen sich viele Geheimnisse um diese einzigartige Strömung. Die Seefahrer lernten in kurzer Zeit die Wirkung des Golfstroms auszunutzen, jedoch blieb der genaue Verlauf zu dieser Zeit verborgen. Seit dem 18. Jahrhundert wird der Strom nun systematisch erforscht. Viele Methoden haben sich weiterentwickelt, allerdings stehen auch heute noch viele Wissenschaftler vor so manch ungelösten und zutiefst spannenden Rätseln.

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